Vor 30 Jahren erschien in Nordrhein-Westfalen der Runderlass „Grundsätze zur besseren Integration von Stadterneuerung und Stadtverkehr“, der eine „enge Koordination von Städtebau und Verkehr auf der Grundlage integrierter örtlicher Planungen“ forderte. Der Runderlass formulierte die bis heute gültigen Prinzipien der Verkehrsvermeidung (kürzere Wege), Verkehrsverlagerung (weniger Autoverkehr, mehr Fuß-, Rad- und öffentlicher Verkehr) und einer verträglichen Verkehrsabwicklung.
Die Verkehrswende ist in den letzten Jahren in den Mittelpunkt der Verkehrsdiskussion gerückt. Mehr Radverkehr und Multimodalität, weniger Autoverkehr durch junge Erwachsene, aber auch immer mehr und größere SUVs, mehr Berufspendler über größere Distanzen: Angesichts der Grenzwertüberschreitungen in Innenstädten und der weiter steigenden klimarelevanten Emissionen im Verkehrssektor stellen sich die Fragen, wie wirksam die strategische Verkehrsplanung und Verkehrspolitik in Städten eigentlich sind und ob die Ziele, Instrumente und Verfahren noch angemessen sind.
Um diese Fragen zu beantworten, untersucht das Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung gemeinsam gemeinsam mit dem Fachgebiet Europäische Planungskulturen der TU Dortmund die Praktiken der strategischen Verkehrsplanung in Städten und Gemeinden. Hierbei werden Analysen der fachlichen Prozesse mit Untersuchungen der politischen Prozesse verbunden und Praxispartner aus dem Zukunftsnetz Mobilität NRW mit einbezogen. Im Rahmen des Projektes werden folgende teils sich widersprechende, teils sich ergänzende Erklärungsmuster gegenübergestellt und auf ihre Tragfähigkeit geprüft:
Wir untersuchen die Erfolge und Misserfolge der Verkehrsplanung und -politik in 15 Städten, je fünf deutsche Städte und fünf aus dem Ausland, die als Vorreiter für eine nachhaltige Verkehrsplanung gelten, sowie fünf Städte mit Ambitionen, die noch am Anfang stehen. Wir verknüpfen dabei ingenieurswissenschaftliche und politikwissenschaftliche Perspektiven mit den Erfahrungen der Praxis, um über folgenden Fragen zu Empfehlungen für eine Verkehrswende zu kommen:
Am Ende des Projektes sollen, unter anderem basierend auf der Analyse von sogenannten guten Beispielen im In- und Ausland, Hemmnisse und Erfolgsfaktoren einer erfolgreichen Verkehrsplanung und -politik zu identifizieren. Anhand dieser erfolgt die Formulierung von Empfehlungen für Konzepte und Prozesse einer nachhaltigen Verkehrsplanung und -politik, die die Wirksamkeit und Umsetzbarkeit der Maßnahmen und Konzepte berücksichtigten.
Das Forschungsvorhaben wird vom Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und kooperiert mit dem Zukunftsnetz Mobilität NRW (Laufzeit März 2019 bis Dezember 2021).